Arkadien liegt an der Havel...das kann man leicht so sehen, wenn man man im sonntäglichen Sonnenlicht über dem stimmungsvollen Garten des Gutshauses Neukladow den Blick über die Weiten der Wasser wandern lässt. So nimmt es nicht Wunder, daß Johannes Guthmann, Kunsthistoriker in den Diensten der Nationalgalerie unter Hugo von Tschudi auf diesem malerischen Anwesen ambrosische Nächte mit Mimen, Musikern und Malern genoß, nicht zu vergessen deren Musen . Assoziieren Sie Szenerien und Themen der aus den Bildern von Max Slevogt...? dann liegen Sie richtig, verbrachte er doch hier inspirierende Stunden und schmückte das s Gutshaus seinerzeit mit Wandmalereien... - Gerhart Hauptmann, Paul Cassirer, Tilla Durieux, Walter Rathenau, Max Reinhardt ... sie alle gaben sich der die Salonatmosphäre hin, die Johannes Guthmann und Joachim Zimmermann auf dieses Anwesen zauberten ... Abendschimmer auf den Havelwellen, im Wind sich wiegende Baumkronen, die Melodien des Pianisten Conrad Ansorge, nicht enden wollende Plaudereien an lauen Sommerabenden...
Damit Sie sich auf der Suche nach dem traumhaften Orplid des Eduard Mörike nicht Richtung Stuttgart, Eltingen oder Cleversulzbach begeben müssen, besuchen sie doch einfach das Gutshaus Neukladow, Neukladower Allee 9-12, ;14089 Berlin Spandau die Salonkultur und die Wissenschaft werden dort in geistvoller Weise wiederbelebt durch die Guthmann Akademie - mit viel Liebe und Charme betreut von der Berliner Kunsthistorikerin Dr. Miriam-Esther Owesle - Wissenschaft, Musik und Posie con amore im Kladower Kythera lohnen die Einschiffung...
meo@guthmann-akademie.de, 030/3260 4551
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Ungefaehr vierzig Bilder von Willly Jaeckel sind derzeit und noch bis zum 16. September in den schönen oberen Ausstellungsräumen des Broehan-Museums zu sehen. Für alle diejenigen, die gerne Volker Kutscher lesen, oder Gabriele Tergits "Käsebier erobert den Kudamm" zu schätzen wissen, bietet diese herrliche kleine Zusammenstellung bereichernde Ansichten, Damen in typischen Posen und Räumen, Blumenstilleben, aber auch sehr eindringliche Porträtstudien einer jungen Frau aus den dreißiger Jahren und einer anderen, etwas sorgenvoll dreinschauenderen "Sie", wie die Weltkunst es vielleicht ausdrücken würde, ein "heimlicher Zwilling" einer auch von erheblichen Nöten bedrängten Dame des öffentlichen Lebens.Gehen Sie hin, nicht nur um zu schauen, wer hier gemeint sei. Der dazugehörige Katalog ist nach wie vor bemerkenswert.
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... nun neigt sie sich also dem Ende zu, die grosse Ausstellung von Menschen und Landschaften, gesehen mit den Augen des Klaus Fußmann, gemalt von seinen unermüdlichen Künstlerhänden. Allein um Hella K. als Gehende zu sehen, mit dem Wolkenhimmel der siebziger Jahre über Berlin, es würde den Weg ins Barberini Museum lohnen...
Wer dies schon wahrgenommen hat, oder es einfach nicht mehr dahin schafft, dem bietet sich eine herrliche Gelegenheit, seine Kunst vergleichsweise "en miniature" im Berliner 'Westend' zu betrachten.
In den Räumen seiner altangestammten Galerie Mönch entfalten die Bilder einen besonderen und eigenen Reiz, nicht nur durch die gelungene Hängung. Neben den sehr modellierend aufgetragenen kleineren Arbeiten mit Landschaften, entfaltet der eher lockere Auftrag auf den Blättern mit Blumen und Landschaften, gehalten auf handgeschöpften Papieren, geradezu betörende Wirkung... es lohnt auch unbedingt der Weg ins untere Geschoß, ... Landschaften im Wandel... . Besonders beeindruckend ein Pastell mit Waldessaum vor Sandboden...
Nach diesem sehr empfehlungsreichen Vermerke, fahre man fort im löblichen Werke: Besonders schön dargestellt sind die mitunter vielleicht sogar (selbst)ironisch spoettelnden Facetten des Klaus Fußmann von Benedikt Erenz, Selbstporträts der Farbe
in DIE ZEIT v. 23.4. 2018
Klaus Fußmann - Farbwege
26. Mai - 7. Juli 2018
Galerie Mönch
Reichsstrasse 52
14052 Berlin
nur noch bis zum 17. Juni
.... der Mensch lebt nicht vom Brot allein - aber von einer vertrockneten Schrippe am Tag kann so eine Arbeiterfamilie nun mal auch nicht satt werden .
Dies zeigt in besonders eindringlicher Ausführung die Ausstellung
Berliner Realismus - Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix
im
Broehan-Museum
Schloßstr. 1 a
14059 Berlin-Charlottenburg
030-326 90 600
Wer jetzt denken sollte, daß das ja einerseits alles sehr schön ist, aber man das ja andererseits alles auch schon kennt: "die Kollwitz" und "den Dix" - und diese samt den üblichen Verdächtigen, Hans Baluschek, Heinrich Zille, George Grosz ... ohnehin immer mal wieder aufgetischt bekommmt, zumal als Hauptstadtbewohner mit entsprechend teilnahmsvoll-sozialkritischem Impetus - der irrt gewaltig.
Oder erinnern Sie sich an "Aufruhr", 1924 dargestellt von Bruno Böttger Steglitz, eine Art Gott der Stadt über Häuserreihen aber dazu eine ganze Serie.
Im Malerischen besonders beeindruckend waren die beiden Darstellungen des Rummelplatz, in herrlich bewegende Bilder gebracht von Egmont Schäfer im Jahre 1928. Ein Traum von der kleinen Flucht aus dem grauen Alltag.
Heinrich Maria Davringhausen sprang geradezu ins Auge mit einer den Berliner Realismus der 70ger Jahre vorwegnehmenden Darstellung eines "Herren an Dame" ... Bildauffassungen wie sie später etwa mit
einem Hermann Lüddecke wieder geläufig wurden.
Ja, ja, immer die Frauen - begeisternd war die Stiefeldame im Grünen Hängerchen von Rudolf Schlichter - ob der nun die spitzen Stiefeletten alle mal zusammengeklaut hat, im Dienste der Kunst oder seiner persönlichen Vorlieben, das kann man dem Carl Zuckmayer glauben oder auch nicht - wenn solche Aquarelle dabei herauskommen, dann hat sich das wenigstens dafür gelohnt. Erstaunlich übrigens, wie sich die Motive dann doch immer wieder bewähren, auch wenn die Aussage je nach Geschlecht und Zeitgeist abweicht. Frau mit Stiefel auf Mann - Männliche Liebhaberei, so sieht es hier aus - erst kürzlich noch provokanter zu sehen war dies bei 68 projects mit"Spargelzeit" von Elvira Bach - mit deutlich weiblichem Selbstbewußtsein vorgetragen ... und wenn einer tritt, dann bin ich es ... ähnlich auch bei Zille... hier die Mantelanmessung? ... nein: beim Konfektionsstreik..., bei Sergel im gustavianischen Schweden wars der Geistliche ... nur die parodierten Akteure oder Feindbilder ... die wechseln halt...
Aber:
Auch Bertolt Brecht steuerte Bilder bei - mit Slatan Dudow in Form der "Kuhlen Wampe" .... wollte man doch immer schon mal sehen . es gilt, die Gelegenheit wahrzunehmen, es in dieser Ausstellung zu tun .... und der Schaukasten mit den Visionen eines George Grosz, "wie man reich wird..." oder die unglaublich prägnanten Parodien von John Heartfield über höchst unerfreuliche Gestalten in der deutschen Geschichte ...
Nota bene: gehen Sie ins Separée... hinter dem roten Vorhang
.
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... wenn Du noch einen Onkel hast, und der geschickterweise auch noch ein "Hamborger" ist, also einer von denen, die an der Hamburger Börse mit Borgen ein beachtliches Vermögen anzuhäufen wussten, so rate ich Dir tunlichst, ihn in bester, erbneffenhaftester Weise zu umgarnen. Ob der Harry Heine mit seinem Elbonkel Salomon immer in der von mir empfohlenen Manier verfahren ist, weiss ich freilich nicht zu sagen. Dass er aber aus dessen Töpfen beträchtliche Revenuen genoss, soll verbürgt sein. Ich, der ich wenig dazu aus eigener Anschauung vermerken kann, hielt den "Hamborger" bisher, folgend dem Verfasser des launigen Heine-ABC dariums, Herrn Christian Liedtke, für eine Erfindung aus dem feuilletonistischen Zettelkasten des von mir so verehrten Düsseldorfer Spoetters. Nun aber machte ich die Bekanntschaft eines "Humbürgers", oder allgemeiner ausgedrückt mit dem Humbug und dessen Variationen.
Wie viele größere Geister war auch der Erfinder des "Humbürgers", Ion Luca Caragiale (1852-1912), kleinteiligeren erdachten Vorwürfen des "Plagiates" ausgesetzt, vorgebracht von dem Schriftsteller C. Al. Ionescu. Dies trieb ihn um 1904 ins Exil nach Berlin und ins selbstauferlegte Schreibverbot; hier zeugen noch eine Gedenktafel am Hohenzollerndamm 201 und ein Denkmal in Pankow von seiner Anwesenheit. Zu seinem verdienten Glücke kopierte sich auch der Name Ionesco im Leben des Monsieur Caragiale und der bekanntere Eugène Ionesco kündete denn auch vom Können des Verfassers höchst anregender Grotesken und spielerisch satirischer Beschreibungen z. B. aus dem Bühnenleben der legendären Duse..... Eleonora Duse - Mounet-Sully.
Zu meiner höchstpersönlichen Freude kontrapunktiert gerade diese mit der Mär des mit sonorer Sonderstimme singenden Esels, zu dessen Vortrag der Ion als Zeuge musikalischen Könnens gebeten wird. Eine herrliche Variation des Themas vom unsichtbaren Bilde im Pfaffen Amis oder natürlich von Des Kaisers neuen Kleidern - in diesem Falle mit realistischerem Ende, was die Poesie der Erzählung nicht behindert.
Herrlich zu lesen ist natürlich auch von der Humbürgerin - und Nationalität hin oder her - ähnelt sie doch in ihrer Vorliebe für die Inzenierung von Trauer und schwarzen Spitzentüchern nicht nur den gustavianischen Ablebenspatheteten, wie sie Carl Michael Bellman in seinen Beerdigungsparodien zeichnet - nein,
es finden sich auch Gemeinsamkeiten mit der Düsseldorfer Mutter aus der Kaiserzeit, die es vergeblich gelüstete, theatralisch wie die Rebekka West auf den Bühnenbrettern des Schauspielhauses in den hausfräulichen Freitod zu stürzen - was sie nicht in geeigneter Weise dekorativ umsetzen konnte: Besaß sie doch bloss einen einfachen Wollschall. Die arme Rheinländerin behalf sich zu ihrem Unglück mit der "vorzüglichen Kaffeemaschine". Das würde die Humbürgerin nicht tun. Das Selbstbewußtsein der Humbürgerin ist hierin ein gehobeneres - die Humbürgerin bevorzugt die Teilnahme an fremden Begräbniszeremoniellen.
Aus der Sicht eines Zeitgenossen des Ion Luca Caragiale und als Verfasser von Grotesken "In der Sprache der Nachfahren Teuts ", als affektiver Bewunderer französischer Flaneure im Sinne Baudelaires und auch hoffentlich als "reisender Weltbürger", empfehle ich ganz besonders die Lektüre dieser reizenden Erzählsplitter aus dem Gastland der diesjährigen Leipziger Buchmesse, Rumänien...
Ion Luca Caragiale , Humbug und Variationen
aus dem Rumänischen von Eva Ruth Wemme und mit Nachworten von Eva Ruth Wemme und Dana Grigorcea
Guggolz Verlag Berlin 2018
"... der Humbug sei ein Dämon mit den drei grausigen Köpfen Lüge, Tratsch und Scheelsucht. Der Humbug hält in der Hand einen zweischneidigen Säbel mit einer gedrehten Spitze wie ein Bohrer. mit dem er zubeißt und sticht und durchstößt, wen er quälen will..."
"Der Humbug, sagen sie, ist ein empfindsamer und niedlicher kleiner Gott, geboren aus der zarten Liebe zwischen Frohsinn und Witz" ..." In dieser Hinsicht ist nichts besser, aber zugleich auch verunsichernder, als die Meinungen der alten und modernen Mythologen zu konsultieren" .
Es ist halt so eine Sache mit der Janusköpfigkeit jeder Wahrheit, so sagt sagt mein gelehrter Oheim Dr. Kühno Kluge-Kopfgeburt; aber was würde ein Mircea Eliade wohl zu dieser Charakterisierung anmerken...?
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...
auch gerne über einen schönen Sonnentag im Café K - plaudern und caffésieren unter Kiefern bei Kuchen oder gepflegten kleinen Speisen - was will man mehr ... doch - man will mehr, da es doch immer wieder reizt, die jeweilige Ausstellung im Kolbe Museum baldmöglichst wahrzunehmen.
Diesmal freute ich mich besonders auf
"Die erste Generation" Bildhauerinnen der Berliner Moderne
"Merkwürdigerweise machen sich ein paar Frauen bemerkbar, wenn auch nicht im besten Sinne. Renée Sintenis ist bizarr und graziös, Käthe Kollwitz ist sehr innerlich (wie in ihren Radierungen), aber gänzlich verunglückt in der Behandlung der Gliedmaßen; Milly Steger äfft Lehmbruck nach, und Margarete Moll strebt einen Scheußlichkeitsrekord an" , so ein Fritz Servaes anno 1916.
"Herr Nodnagel schreibt, Fräulein Ilna Wunderwald habe bei dem Lied "Gelbstern" Fräulein Bozena Bradski kopiert. Das ist absolut unrichtig. Erstens hat Fräulein Wunderwald nie im Leben Fräulein Bradsky gesehen, zweitens aber hat Fräulein Bradsky den "Gelbstern" nie gesungen. Ich habe vielmehr dieses Lied in Berlin zuerst von Fräulein Mizzy Birkner singen lasssen, danach haben es Fräulein I. Wunderwald und Fräulein Olga d'Estrée gesungen."
Mit diesen Einlassungen rechtfertigte sich das "Ueberbrettl" am 16. 10. 1901 gegeüber einem Plagiationsvorwurf, dem sich die ingeniöse Ilna Wunderwald anlässlich eines ihrer Auftritte im Kabarett des Herrn v. Wolzogen ausgesetzt sah.
Es scheint doch ein probates Mittel, aufstrebende Talente erst einmal der schnöden Nachahmung des Schaffens anerkannter Vorbilder zu bezichtigen. Erstaunlich, wie in diesen beiden Fällen die Schärfe des Vorgebrachten mit dessen offensichtlicher Haltlosigkeit korrespondiert - hätte ich die Rechtfertigung einer Milly Steger vor den Anwürfen des Herrn Servaes anhand der hier gezeigten Werke vorzunehmen, so würde ich nicht müde zu erwähnen, das der Vergleich mit den Tanzenden von Henri Matisse erheblich mehr Sinn ergäbe und die freie Umsetzung derselben in der Plastik eine sehr bereichernde sei - wenn es sich denn überhaupt so verhielte. Milly Steger selbst jedenfalls sah sich am ehesten wohl als Schülerin von Georg Kolbe, vielleicht auch von George Minne.
Befremdlich genug, daß Milly Steger eher durch den Skandal um die "Nackerten" die seit 1911 die Fassade des Hagener Schauspielhauses schmücken, bekannt wurde, als durch die Qualität ihrer bildhauerischen Arbeit, die der kundige Karl Osthaus natürlich schon zutreffend erkannte - weitsichtig von ihm, daß er den über all diese Kleinlichkeiten erhabenen Blick dieser vier Damen für die Nachwelt zu erhalten wußte. Im Falle der ornamental arbeitenden, gleichwohl erfrischend freien und genialischen Ilna Wunderwald - ich weiß, auch hier kann ichs nicht lassen, es immer wieder herauszustellen - ist eine qualifizierte Würdigung ihrer graphisch-aquarellierenden zumeist illustrativen Kunstwerke längst überfälllig ... aber das ist eine andere Geschichte...
Lassen sie sich also die kleine Sensation im Kolbe-Museum nicht entgehen - interessant war es hier, die Arbeiten von Renée Sintenis im Zusammenhang mit den Kolleginnen wahrzunehmen, wo sie vor nicht allzu geraumer Zeit eingebettet in das sammlerische und kunsthändlerische Interesse des Alfred Flechtheim zu sehen waren - ein kleiner Perspektivwechsel ermöglicht doch immer wieder ein vertieftes Verständnis. Na ja, und natürlich die dialogisch auf die Wände gebrachte Dichtung, Else Lasker-Schüler über die Milly Steger, und natürlich von Ringelnatz "Wann sah ein Walfisch je ein Reh, ach Renée, ..." hier aber auch zu den bezaubernden Tierstudien von Christa Winsloe. Für alle, die den Ausstellungen im Kolbe Museum seit jeher gewogen waren, knüpfte das Ganze ja an alte Tradition, waren in diesen Räumen doch schon 1986 die beeindruckenden Werke von Clara Rilke-Westhoff zu sehen, die leider in dem neueren Film über ihre Freundin Paula Modersohn-Becker eher wieder lediglich als begleitende Künstlerfreundin auftauchte. Interessant erschien auch die teilweise überraschende Verwandtheit mancher Werke einer Jenni Mucchi-Wiegmann zu den Plastiken des Claus Korch, die ebenfalls in diesen Räumen vor ungefähr zwölf Jahren gezeigt wurden. Berliner Tradition, über Ludwig Gabriel Schrieber oder die direkte Anschauung weitervermittelt, oder zeitlos gültige Kunstwerke? Das wäre hier die einer Antwort nicht bedürfende Frage - ist es nicht alles einfach zu schön?
Werke von Käthe Kollwitz, Sophie Wolff, Milly Steger, Mary Moll, Tina Haim-Wentscher, Renée Sintenis, Christa Winsloe, Emy Roeder, Jenni Mucchi-Wiegmann, Louise Stomps
Georg Kolbe Museum
Sensburger Allee 25, 14055 Berlin
info@kolbe-museum.de; 030- 304 21 44, noch bis zu, 17. Juni 2018
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...dann aber denkt Hermann Harry an den Käsekuchen im sommerlichen "Old Laramie" und befindet, dass dieses kleine, feine und so grüne Eiland Spiekeroog ein ganz vortrefflicher Ort ist, auch wenn das Deichtor schon geschlossen ist und die treue Pferdebahn darum nicht rollt ...
und da ja leider nicht immer alle auf diese entzückende Insel fahren können, gibts auch im großstädtischen Bereich bemerkenswerte Ereignisse, klein und fein, auch wenn die Winterstürme schon allerorten toben, nicht nur an der rauhen Nordseeküste -
zuerst einmal das so großzügige "Geschenk" an die Berliner, direkt aus Antwerpen und aus einem der schönsten Museen Europas:
Die entrückte und doch so berückende Schönheit der "Madonna von Melun" des Jean Fouquet (1420-1483?) ist für die Berliner noch bis zum Oktober 2018 in der Gemäldegalerie im Kulturforum am Matthäikirchplatz, zu bewundern .. oder ...
"...eine Verabredung, von der ich schon lange träumte... .... seltsamschönste Frauendarstellung überhaupt ..." so Durs Grünbeins bewegende Worte über dies Phänomen einer überwältigenden Darstellung aus so fern erscheinender Zeit..
...ich aber bestaune fassungslos das Wunder ihrer Schönheit, den alabasterfarbenen Leib, die skulpturale Formung der Figur dieser Dame, die so in sich selbst versunken, scheinbar enthoben, den anscheinend demutsvoll gesenkten Blick auf ihre so stolz gezeigte Brust und den Kopf ihres Kindes lenkt. Welch herrliche Zartheit in der angedeuteten Rötung ihrer Wangen, der belebteren derer des Kindes mit seinen - man beachte es - ebenso lebendig gefärbten Füßchen, wie sich durch die leichte Tönung dreier Hautpartien eine Linienführung vom Gesicht der Mutter über die Bäckchen des Kindes bis zu den Zehen des kleinen Jesus ergibt. Wie delikat liegt der mit der anmutigen Haltung der Arme sich öffnende Umhang über den Schultern der Schoenen, innen mit königlichem und weichem Hermelin gefüttert --- Das vornehm zurückhaltende Blau des Kleides dieser "lieben Frau" mit dem geöffneten Mieder im Gegensatz zu dem leuchtenden Blau der Cherubim, die fast wie aus rotem Wachs oder Siegellack geformt wirkenden Serafim ---- wie lange könnte man sich hier immer wieder über die dargestellten Stofflichkeiten sinnieren ; von zartestem Schleier bis zum Metall und den Perlen der Krone...
die Vielschichtigkeit der Komposition und die majestätische - andeutungsweise vielleicht sogar stolze oder gar provokante Haltung der jungen Mutter, man würde der Worte unendliche finden --- Maria oder Venus? entscheiden sie selbst - - . Ein schönes, vielleicht humorvolles Detail des Bildes, das mich - aber wer will das aus der Ferne der Zeit beurteilen - an den Entstehungsprozess des Gemaeldes, vielleicht in einer im Atelier des Meisters arrangierten Situation denken läßt, ist die unten rechts im Bild zu sehende Engelsfigur, die das Kind auf dem so kunstvoll in Falten gelegten Stoff von unterhalb zu stützen scheint ...
Genug davon, und sehen Sie selbst, welch ein Weg wird wohl noch derart lohnen ...
... großes Innehalten ...
...ob dieses unschuldige Knäblein, das der Monsieur Fouquet so meisterhaft dargestellt hat, in seinem späteren Leben sich als "puer robustus" erwiesen hat, erörterte Prof. Dr. Dieter Thomä, Verfasser der lesenwerten "Philosophie des Störenfrieds". Es lohnt doch sehr, sich mit den verschiedenen Intentionen, Erscheinungsformen und Wirkungen eines solchen auseinanderzusetzen. Ist er, wie Hobbes ihn definierte ein destruktiver Faktor im Verhältnis zu sinnvollen gesellschaftlichen oder sonstigen Ordnungssystemen, ein Dauerpubertist, ein Diabolo, der Teufel der alles durcheinanderwirft, ein gewaltbereiter zielloser Gemeingefährder oder Terrorist, ein konstruktives Element oder ein notwendiger Impulsgeber für Entwicklungen jedweder Art. Wie sehen das Rousseau, Schiller, Strauss, Schmitt und weitere große Köpfe; wie schätzen Theologen und Soziologen oder Politologen das Phänomen ein. Was kann die Gesellschaft dem entgegensetzen oder wie sogar profitieren oder das sogenannte Gute als vielleicht sogar zwangsläufiges Gegenbild generieren? Prof. Dr. Wolfgang Palaver aus Innsbruck und Prof. Dr. Harald Bluhm aus Halle erörterten dies mit dem Verfasser - klug moderiert von Dr.Stephan Steiner am 19. Januar diesen Jahres in der
Katholischen Akademie in Berlin
die auch für Protestanten und harmlose bunte Hunde höchst erkenntnisreiche Abende bietet.
Darauf lese ich doch gleich des Strickers "Pfaffe Amis" und frage mich, wo der in seiner zielgerichteten und wiederholten Vorgehensweise nun einzuordnen wäre. Ein Eulenspiegel? Ein Berufsbetrüger? Ein arger Schalk oder ein schlauer Schelm? Die Erzählung als Spiegel der Gesellschaft? Ist er denn vielleicht sogar gottgefällig? Durch Schlauheit oder weil er freigebig ist und gastfreundlich teilt? Die Literaturwissenschaft konnte es offensichtlich bisher nicht eindeutig beantworten - ich natürlich auch nicht - und vielleicht ist die eindeutige Interpretation ja auch gar nicht gewollt . Und man kann ja auch zum "Herschel Ostropoler" oder zu den Abenteuern des Nasreddin Hodscha oder zum schwedischen "Till", dem Bellman mit entsprechenden Erlebnissen grifen, vielleicht findet sich bei denen ja eine Antwort. Denken und Umdenken oder umwerten soll ja nicht wirklich schaden, nicht wahr, Herr Watzlawick.?!
Als puer robustus der Buehnenlandschaft scheint auf Herrn Neuenfels doch wieder Verlass - und da er, so mutet es, an, zumindest die religionsgebundene Propheterie als eine sehr heuchlerische, oder neutraler ausgedrueckt, befangene sieht, wird der Johanaan in der neuesten Salome-Inszenierung der Staatsoper in eine Art phallischen Salzstreuer oder Lippenstift gesteckt - derart gefangen betet die verzueckte Salome die Kapsel umarmend an, halbmondgeschmueckt gleich der keuschen Diana. Sähe das Ganze nicht so technisch aus, erinnerte das doch an den liebenswerten Mondmann von Tomi Ungerer, der von den Vergnügungen dieser Welt ausgeschlossen dankbar für die Forschungen des Dr.van der Dunkel zurück auf den heimischen Himmelskörper gesendet wird.
Um auf den Herrn Thomae zurückzukommen: Brauchen wir nicht gerade jetzt diese Art von künstlerischen Provokationen? Sicher, der eine oder andere wars leid, die expansiven Explorationen und allzu häufigen Provokationen auf den Bühnen mitzuverfolgen, man hat sie vielleicht ob der Ballung schon gar nicht mehr als brisant gesehen ... Aber sind wir doch froh, dass die extravagante Dame Kunstfreiheit insoweit auch mit der durchaus sachlicheren Justitia noch gut harmoniert ...
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Überhaupt: Die Katholische Akademie
... ein Witzbold namens Peter Squentius behauptete.. nein:
ein äußerst unterhaltsamer Dr. Thomas Meyer stellte dorten Leben und Werk von Leo Strauss samt seiner intellektuellen Biographie vor: Von Kirchhain bis Annapolis. und zwar am 26. April um 19. 00, im Gespräch mit dem nicht minder geistreichen Prof. Dr. Lukas Mühlethaler .
Wer jetzt alte Vorurteile über noch ältere Hüte bestätigt sehen möchte, frei nach dem gusto, daß das sogenannte Antiliberale, Elitäte ja gerade recht zu den katholischen Rückständigkeiten paßt, die gerade in Form von Kruzifixen die bayerischen Amtsstuben wieder heimsuchen und dies nicht lediglich für ein Wahlkampfsmanöver hält ..."diese Haltungen feiern halt fröhliche Urständ", oder "Da denkt man ja gleich wieder an George Bush und den Neokonservatismus..., "dem wurde erfrischend der Kopf zurechtgerückt. Das Christliche spiele im Wissenschaftlichen Austausch für Strauss so gar keine Rolle, die Diskussion verlaufe halt zwischen der Antike, dem Judentum und dem Islam. Bemerkenswert unerwartete Zusammenhänge in Katholischen Räumen. Thematisiert wurde auch anhand etwa von al-Farabi das "Lesen zwischen den Zeilen", die altbekannte Subversion gegen allzu direktive Regime oder religioese Vorgaben, nicht zuletzt auch die Psychiatrisierung als Methode, sich unliebsame Andersdenkende einfach vom Halse zu halten.
Und kam Leo Strauss, mit den anzweifelbaren in sich nicht immer konsistenten Philosophien zum guten Ergebnis? Fragen über Fragen .... Vielleicht sollte man für anregende Diskussionen und Perspektivwechsel doch mal hin und wieder den Weg in die Veranstaltungen des Dr. Stephan Steiner wagen... mit aristophanischer Leichtigkeit auf dem Drahtseil der Philosophie in die Wolken des Geistes entschweben... .immerhin also doch eine mit äußerster Grazie praktizierte Form von Katholischer Intellektualität in akademischen Gewande!
www.katholische-akademie-berlin.de
Nächste Gelegenheit am 3.Mai 2018 um 19.00
Gershom Scholem
Zur Dialektik des Mythos
Zwischen Wissenschaft und Kabbala
Amir Engel PhD Jerusalem u. a.
Katholische Akademie
Hannoversche Str.5
10115 Berlin
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Aber dann stante pede los, um die
Gier nach neuen Bildern
befriedigen, diesmal nicht in den einschlägigen Magazinen , die man so beim Barbier oder anderen Wartezimmern liest, sondern im
Deutschen Historischen Museum
kurzgesagt DHM
Unter den Linden 2
(bis zum 8.April 2018, täglich von 8 - 18- Uhr)
den Freund graphischer Sensationen wird erfreuen, was er hier erblickt, sieht man doch, daß nicht wir die besonders abhängige sensationslüstige medienfollower-Generation sind, nein, das gabs schon immer - also, liebe Eltern, die ihr Eure Kinder so besonnen erzieht mit den besten Vorbildern und bedachten Sorgen und Bedenken ... der Weg lohnt sich, auch mit dem Nachwuchs - das sagt Euch der Satiriker aus der Kaiserzeit ...
Berlin ist eine schöne Stadt, deren Bewohner es im allgemeinen zu schätzen wissen, daß man im öffentlichen Leben nicht allzu strengen Kleiderordnungen unterliegt. Ob im Rollkragenpullover oder als bunter Hund oder gar als die merkwürdigste Gestalt seit Verschwinden der Gnomen oder des Herrn Grabbe, wie mein Freund Eulenberg das ausdrücken würde - jeder hat hier seinen Platz. Ob Berlin die Stadt des wahren Glamours ist, außerhalb der Berlinale wagen manche zu bezweifeln - ich aber nicht, solange es noch Udo Walz und besonders auch das wunderbare Lippenstiftmuseum von René Koch gibt.
Aber was heißt hier Glamour - natürlich haben in der verspielt - glanzvoll eingerichteten Altbau-Etage, die die eindrucksvolle Sammlung dieses Visagisten und Freundes vieler Künstler und Schauspieler beherbergt, diese ihre Wertschätzung durch Fotos und natürlich Lippenstiftabdrücke bezeugt. Das ist beeindruckend, vor allem auch zu sehen, wen dieser so lebendige Herr Koch alles so im Laufe seines Lebens so begleitete - man kann hier sogar Teile der Garderobe von Hildegard Knef oder auch Angelika Milster bewundern und wird nebenher in die Kunde der Schminktechniken und Materialien eingeführt - um sich anschließend auch gerne selbst einmal vor den Spiegel setzen.
Aber das ist noch längst nicht alles - anhand der Sammlung und der überaus kundigen Erläuterungen des René Koch entsteht eine wahre Sozialgeschichte des Schminkens, er erläutert Zusammenhänge und zeigt historische Besonderheiten, die teilweise in geradezu verstörender Weise beleuchten, was das einfache Auflegen von Puder oder Lippenstift kommunizieren kann und welche teils sogar lebensrettende Bedeutung aus heutiger Sicht dem scheinbar so alltäglichen Assecoire aus dem Drogeriemarkt oder auch gehobenen Parfümerie zukommt. Nun möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht zu viel berichten, das soll Herr Koch bei seinem Rundgang lieber selber wahrnehmen und Ihnen dabei erzählen, was zum Beispiel Lippenfarbe mit Patronenhülsen zu tun haben kann oder was die kluge Herta Müller über deren Einsatz beizutragen hat.
Diese Vielfalt geniessen Sie demnach lieber selbst und lassen sich dabei von der historischen Vielfalt der Sammlung beeindrucken, bei einem Glas der überaus verführerischen rosaroten Prosecco-Création des Meisters ....
Lippenstiftmuseum
Helmstedter Str. 16
10717 Berlin
zwischen U-Bahnhof Berliner Str. und Bayerischer Platz
telefonische Anmeldung von Mittwoch bis Freitag von 11 - 19 Uhr
unter 030-854 28 29
e-mail: info@lippenstiftmuseum.de